Forschung

1996-2003

DFG-Forschung und Promotionen an der TU Berlin

Das Fachgebiet Landschaftsbau - Objektbau am Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung der TU Berlin hat in den Jahren 1996 bis 2003 zahlreiche DFG-Forschungsprojekte und Promotionen zur Garten- und Landschaftsbauforschung, Gartendenkmalpflege und Kulturlandschaftsforschung erarbeitet.

Eine Dokumentation der Forschungsarbeiten wurde zusammengestellt von Gartenpatina - Büro für Historische Garten- und Landschafts-Bauforschung. Einige Auszüge stellen wir Ihnen auf unseren Seiten exklusiv vor.

Forschungsdokumentation (PDF 10.8 MB)

weitere Artikel:

Artikel 01 - Forschung zu historischem Mauerwerksbau

Artikel 03 - Forschung zu historischer Materialverwendung (PDF 1.6MB)

Historische Allee in Brandenburg
aus: Peters 1996

Promotion

Alleen und Pflasterstraßen als kulturgeschichtliche Elemente der brandenburgischen Landschaft -
Darstellung der Entwicklung und methodische Ansätze der Sicherung unter besonderer Berücksichtigung regionaler Typenausprägungen

Dr.-Ing. Jürgen Peters, 1996

Die Arbeit ist in zwei Teile gegliedert. In einem ersten Teil wird zunächst die Entwicklung des Wege- und Straßenbaus, sowie die damit in Verbindung stehenden Baumpflanzungen an den Landwegen beschrieben. Hierbei wird die Besonderheit der brandenburgischen Entwicklung vor dem Hintergrund des Wegebaus und der Pflanzenverwendung in Europa erläutert. Die historische Entwicklung der Struktur des Wege- und Alleennetzes in den unterschiedlichen regionalen Teilräumen Brandenburgs wird am Beispiel repräsentativer Kartenausschnitte im Zeitraum 1820 bis heute analysiert.
Der Einfluß naturräumlicher und kulturräumlicher Faktoren auf die Bildung von Alleetypen wird anschließend, unter Bezugnahme auf die generelle geschichtliche Entwicklung sowie die kartographische Analyse, an Beispielen demonstriert. Es wird gezeigt, daß die Landschaft bis zu einem bestimmten Grad den Verlauf der Verkehrswege, die Art des Wegebaus und die Baumpflanzung determiniert und ihrerseits durch das Element 'Allee' geprägt wird.
Die Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Allee und Landschaft in Brandenburg werden durch eine Bestandsanalyse ergänzt und abgeschlossen. Die Analyse stützt sich auf den Datenbestand von 28% der Landesfläche Brandenburgs. Die Daten wurden unter Bezugnahme auf die naturräumlichen Unterschiede des Landes ausgewertet und interpretiert.

Die planerischen Handlungsnotwendigkeiten und -möglichkeiten werden im zweiten Teil aufgezeigt.
Durch eine Beschreibung der Gefährdungspotentiale und der Rechtslage nach den beiden, für das Thema wichtigen, Rechtssäulen 'Naturschutz' und 'Denkmalschutz' wird die Notwendigkeit einer besseren Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Disziplinen demonstriert. Abschließend werden die Operationalisierungserfordernisse zum Schutz und zur Weiterentwicklung des Alleenbestandes erläutert. Hierzu wird ein regionales Alleenmanagement unter Beteiligung breiter Akteurskreise und unter Berücksichtigung regionaler Eigenarten in der Erneuerung des Bestandes gefordert.
Die Allee ist als weithin sichtbares beherrschendes Element in der Einheit mit der umgebenden Landschaft wirksam. Sie ist aber darüber hinaus selbst, in ihrer Gesamtheit aus (gepflastertem) Straßenkörper und Alleebäumen, ein Zeitdokument der Verkehrs- und Gartenbaugeschichte. Als wesentliche Elemente der Alleen zählen die Natursteinbeläge zu den Zeugnissen der Straßenbaugeschichte und des Pflasterhandwerks in Brandenburg. Hierbei sind für die lokalen "Communicationswege" das Feldsteinsteinpflaster im Wildverband, auch in bearbeiteter Form als Kopfstein, und das aus Schlesien importierte GranitKleinpflaster im Netzverband noch bis 1991 weit verbreitet gewesen.

Im konkreten Fall kann daher die gartenbaulich bedeutsame, alte Baumsubstanz der Allee, die historische Linienführung einer alten Handelsstraße oder das Gesamtbild (Querschnitt) der Allee besonders denkmalwürdig sein. Im Idealfall wird immer der Schutz der Umgebung mit einzubeziehen sein. Dies ist über den Denkmalbereichsschutz oder abgeschwächt über den Umgebungsschutz (nach §14 BbgDenkmalSchG) zu erreichen. Im Regelfall sind allerdings nur die biotischen Bestandteile der Alleen nach § 31 BbgNatSchG geschützt. In dem Bewusstsein der kulturgeschichtlichen Zusammenhänge sollte die Erneuerung des Bestandes grundsätzlich unter Beteiligung der Denkmalfachbehörden und regionaler Kompetenzträger erfolgen.

Ist die Sicherung der Allee als kulturhistorisches Landschaftselement erreicht, so ist die Entscheidung über sinnvolle und erforderliche Pflegemaßnahmen zu treffen. Die diesbezügliche fachöffentliche denkmalpflegerische Auseinandersetzung der letzten zwei Jahrzehnte konzentriert sich lediglich auf solche Alleen, die im Zusammenhang mit Parks und Gärten stehen. Da aus diesen Diskussionen aber durchaus Erkenntnisse für den Umgang mit historischen Alleen an Wegen und Straßen im außerörtlichen Bereich zu ziehen sind, wird auch diese Problematik in dieser Arbeit behandelt. Wie für die Denkmalpflege insgesamt, stellt sich für die denkmalpflegerische Behandlung von Alleen im Besonderen die Frage nach der richtigen Methode, die auch hier in der Abwägung zwischen ‘Substanzerhalt' und 'Formerhalt' zu finden ist.

Es ist zu klären, was im Zweifel Vorrang genießt: der einzelne alte Baum als Geschichtszeugnis oder das Bild der geschlossenen Allee. Bei der Gesamtanlage

‘Allee' ist die Bedeutung jedes einzelnen Baumes schwieriger zu beurteilen und mit dem ‘Bildschutz' abzuwägen. Ein besonderer Gesichtspunkt für die Erneuerung von Alleen, bei der Eingriffe in den Baumbestand häufig unvermeidlich sind, ist die hohe Anteilnahme der Bevölkerung, die oft zu einer fachlich nicht immer zu begründenden Zurückhaltung zwingt.

Äußerst problematisch ist aber auch die Novellierung von Richtlinien zum "Schutz vor Baumunfällen", die eine historisch begründete enge Nachpflanzung direkt am Fahrbahnrand erschwert und zum Teil sogar unmöglich macht. Auf Alleen an Landstraßen übertragen bedeutet dies, dass keine unrealistische perfekte Form anzustreben ist. Einzelne alte Bäume von besonderem 'Alterswert' sollten erhalten werden. Gleichzeitig sollten Alleen abschnittweise, aber homogen wieder aufgebaut werden. Der Vorteil dieser Strategie liegt darin, dass die Altersspuren einer Allee erkennbar bleiben, ohne dass die Gesamtanlage in ihrem Gestaltwert langfristig verfällt. Das Wunschbild einer völlig einheitlichen Allee, die sich aus uniformen Einzelbäumen zusammensetzt, ist auch aus einer geschichtlichen Perspektive, die sich am Original, d.h. der ursprünglichen Allee orientiert, nicht erstrebenswert. Dieser denkmalpflegerisch begründete Standpunkt hat weitreichende Konsequenzen, auch für die Pflanzenvermehrung. Hier ist eine Sortengleichheit zwischen Ursprungsbepflanzung und Nachpflanzung im Regelfall anzustreben. Die vegetative Vermehrung der Altbäume denkmalgeschützter Alleen ist dabei zu fordern. Als sehr problematisch ist die scheinbar verlockende Möglichkeit der gentechnischen Reproduktion (Klonung) völlig identischer Bäume zu sehen, da diese die große Gefahr einer geschichtslosen Uniformität bergen. Nicht nur die Individualität und die Altersspuren des Einzelbaumes sind denkmalpflegerisch zu berücksichtigen, ebenso können Pflegemaßnahmen - die aus heutiger Sicht als fehlerhaft be-zeichnet werden, jedoch eine gärtnerische Geschichtlichkeit aufzeigen - selbst Denkmalwert aufweisen. Sie sind nicht nur Ausdruck eines Zeitempfindens, sondern widerspiegeln auch die in der Vergangenheit hohe Kultur gärtnerischen Könnens. Aus denkmalpflegerischen Gründen sind auch spezielle Sonderformen von Alleen, die sich durch ungewöhnliche Baumartenkombinationen oder Querschnitts-gestaltungen mit Begleitelementen wie Meilensteinen oder Chausseehäusern auszeichnen, zu erhalten.

Bei der Umsetzung denkmalpflegerischer Maßnahmen an Alleen treten ebenso spezifische technische Probleme auf. So wird eine lückenweise Nachpflanzung erschwert, da die Jungbäume in einer Wurzel- und Lichtkonkurrenz zu den Altbäumen stehen und dadurch kaum eine Entwicklungschance haben. Auch dieser Aspekt spricht also für eine alterseinheitliche und abschnittsweise Alleenachpflanzung.

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